Die pädagogische Konzeption wurde 1995 unter breiter Beteiligung vieler Marbacher Bevölkerungsgruppen und mit Jugendlichen parallel zu einer Testphase mit vielen Einzelveranstaltungen und Programmen entwickelt und 1996 einstimmig im Stadtrat verabschiedet.
Auf insgesamt 80 Seiten (mit Auswertung der 1.561 Schülerfragebögen im 30-seitigen Anhang) werden die theoretischen Grundlagen und die konkreten Vorschläge für den „Marbacher Weg“ in der offenen Jugendarbeit dargestellt.
Diese Konzeption wurde nach einer Dekade sehr erfolgreicher Offener Kinder- und Jugendarbeit im Jahre 2006 in einem „Konzeptions-Update“ aktualisiert und vor allem um ein verstärktes Engagement in den Bereichen „Schulkooperation“ und „Vernetzung der Jugendarbeit innerhalb der Stadt“ ergänzt.
Das pädagogische Konzept kann am besten mit den Stichworten „präventive Freizeitpädagogik“, „non-direktive Pädagogik“, „altersabgestufter Beteiligung“ sowie „unterstützender Bestärkung“ umschrieben werden. Unsere Hauptzielgruppen sind Teenies und Jugendliche der vier weiterführenden Marbacher Schulen ab 5. Klasse aufwärts. Hierbei liegt das Augenmerk insbesondere auf den im Alltag benachteiligten Gruppen u.a. im Hinblick auf Teilhabe, Inklusion, Gendergerechtigkeit oder Ausgrenzung.
Die vollständige Konzeption sowie Kurzfassungen sind hier im pdf-Format kostenfrei verfügbar – hier einige zentrale Ideen:
Kreatives „Etwas“ zwischen den Extrempolen „Alles“ oder „Nichts“
Im gesamten Konzeptionsprozess ging es einerseits um die Vision dessen, was kommunale, offene Kinder und Jugendarbeit speziell in und für Marbach leisten kann und soll. Andererseits waren konzeptionelle Überlegungen grundsätzlich mit praktischen „Testveranstaltungen“ gekoppelt, um Fehlplanungen am „grünen Tisch“ zu vermeiden und um schnell Verbesserungen und Veränderungen für die Marbacher Jugend einzuleiten. Patentrezepte gibt es zum Glück nicht – das Leben spielt sich als Gratwanderung auf dem „goldenen (?) Mittelweg“ ab!
Non-direktive Pädagogik* und selbstbestimmtes Lernen
Kinder, Teenies und Jugendliche wollen und sollen in ihrer Freizeit nicht “verändert” oder “pädagogisiert” werden. Wenn Handlungsspielräume vorhanden sind und die Mitarbeiter Eigenständigkeit und Verantwortungsübernahme positiv unterstützen, ergeben sich ohnehin eine Fülle von selbstbestimmten Lern- und Veränderungsmöglichkeiten. Wir stehen für einen präventiven, freizeitpädagogischen Ansatz, der attraktive und vernünftige Angebote für Kinder und Jugendliche als bestes Gegenmittel zu Langeweile, Frust und Jugendkriminalität ansieht.
(* vgl. hierzu: Wolfgang Hinte, Non-direktive Pädagogik, Opladen 1980)
Altersabgestuftes Beteiligungskonzept – vom kleinen ixi bis zum großen X
Mit steigendem Alter können und sollen Kinder, Teenies und Jugendliche ihre Interessen zunehmend einbringen, umsetzen und als junge Erwachsene ihre ureigenen – von Hauptamtlichen unabhängige Projekte – realisieren. Bei unseren Programmen stehen Teilnehmer und Besucher daher im Mittelpunkt und ihre Ideen und Vorschläge sind ausdrücklich erwünscht. So bewegen sich schon die Jüngsten beim Sommerferienprogramm grundsätzlich frei zwischen allen Mitmachbereichen und die Teamer müssen sehen, dass sie die Kleinen begeistern.
Mitbestimmungsmöglichkeiten – Partizipation
Mitbestimmung, Teilhabe und Jugendbeteiligung sind das „x“ vom „planet-x“: die Variable, die von minus bis plus Unendlich alles sein kann, was legal ist. Den Wert Null nimmt x nur an, wenn sich niemand engagiert…
Viele verschiedene Teams, Arbeitsgruppen, Crews, Gremien und Initiativen bieten diverse Mitmachmöglichkeiten für Teenies und Jugendliche mit unterschiedlichen Interessenlagen. Aktive Nutzergruppen und im Haus engagierte Kulturinitiativen wie z.B. „LKK • Liebliche Klänge Konzerte“ eröffnen von Stadtverwaltung und hauptamtlichen Personal unabhängige Öffnungszeiten und Veranstaltungen. Ein klarer Rahmenvertrag regelt die Zuständigkeiten. Über das seit 2014 gewachsene „Marbacher Modell der Jugendbeteiligung“ mit #jugendtopf, Stadtjugendforen und den achtköpfigen Stadtschülerrat können Jugendliche ihre Wünsche und Ideen in die #schülerstadt #marbach einbringen. Der neue (aus dem ehemaligen, in der Konzeption verankerten Jugendhausbeirat entstandene) Jugendbeirat ermöglicht zudem seit 2019 in allen jugendrelevanten Themen einen unmittelbaren Zugang zu Gemeinderäten, Verwaltung und Stadtspitze.
Mehr zur Jugendbeteiligung in Marbach auf unserer eigenständigen Website: https://jugendtopf.planet-x-marbach.de
Raumnutzungsmöglichkeiten – PartYzipation
Wer feste arbeitet, muss auch Feste feiern können. Junge Menschen brauchen gescheite Locations und Rahmenbedingungen dafür…
…die besten Ideen scheitern häufig an räumlichen „Unzulänglichkeiten“ oder fehlender Infrastruktur. Im Gegensatz zum alten Jugendhaus im Stadtkern wurde der Neubau durchgängig als funktionelles Zweckgebäude passend zur Konzeption erstellt, so dass er fast rund um die Uhr „brummt“. Unabhängig von Öffnungszeiten können Jugendgruppen, Musikbands, Initiativen und Cliquen verschiedene Funktionsräume nutzen, sind die Samstag über Wochen mit Privatpartys, Geburtstagsfeiern, Konzerten oder Klassenfeten ausgebucht. Immer wieder profitieren neue Nutzergruppen von den idealen räumlichen Voraussetzungen mit durchdachtem Schließsystem, Lärmschutz, einfachen Verdunklungs- und Gestaltungsmöglichkeiten. Viele praxisorientierte Detaillösungen, die komplette, multifunktionelle Ausstattung mit Veranstaltungstechnik und transparente Checklisten und Raumnutzungsverträge machen den Einstieg leicht.
Ein ganz wichtiger Effekt dieser Raumnutzungen ist die Öffnung für spezielle Interessengruppen und die Erschließung weiter Nutzerkreise, die keinen Bedarf an betreuten Angeboten haben. Alle Jugendlichen werden nie erreicht, aber es gelingt, deutlich mehr und breitere Zielgruppen zusätzlich zur Stammbesucher-Clique anzusprechen.
Die Ressourcen Haus, Räume, Veranstaltungstechnik und Nutzungsmöglichkeiten sind so attraktiv und multifunktional, dass sie intensiv genutzt und beansprucht werden und oft über Wochen im voraus reserviert sind.
Gemeinwesenorientierung und Vernetzung
Um in Stadt und Öffentlichkeit Jugendlichen und ihren berechtigten Anliegen erfolgreich Gehör zu verschaffen, sind die Zusammenarbeit und der direkte Kontakt mit allen wichtigen gesellschaftlichen Gruppen, den örtlichen Schulen, Kirchen, Vereinen, Firmen und Gewerbe enorm wichtig.
Über eine bewußt offensive Presse- und Informationsarbeit, sowie durch vielfältige, bunte Kooperationsveranstaltungen mit anerkannten Partnern im Stadtgebiet ist der Ausbruch aus dem für die offene Jugendarbeit typischen Teufelskreis von Negativimage, fehlenden Zuschußmitteln und unzureichenden Rahmenbedingungen gelungen.